Einmal Griebnitzsee und zurück. Ein Orchester für "Tage wie Jahre".

Athen und Sparta, Feldlager und Garten Epikurs, Trompeten und Violinen, Krieg und Philosophie. So sprach der alte Voltaire, als er beim Würfeln mit dem alten Fritz auf der Schlossterrasse von martialischem Hundegebell aufgeschreckt wurde. Genau so, oder so ähnlich muss es gewesen sein. Bis zum flötenden Friedrich drang unser redseliger Taxifahrer zwar nicht vor, aber der Weg von Tegel nach Babelsberg barg so einiges an Klatsch & Tratsch aus dem märkischen Sand. Todmüde waren Christoph und ich zur Unzeit aus dem Flieger zum Taxi gewankt, nachdem die Abflugzeit in München in etwa so unpassend früh war, wie der vorzeitige Meistertitel der Fernglas-Bayern. Potsdam also. Zwischen Knobelsdorffs sorglosem Rokoko und den malerischen Havelseen scharte Christoph ein Orchester um sich. Nach "Lethe" sollte auch diesmal wieder das Deutsche Filmorchester Babelsberg den orchestralen Teil der Filmmusik einspielen. Nachdem wir letztes Mal noch im bröckelnden Charme des Alten Rundfunkgeländes an der Nalepastraße aufgenommen hatten, war das Orchester mittlerweile, seines Namens eingedenk, auf das Gelände der Babelsberger Studios umgezogen. Zwar ohne die elegische Patina, aber dafür mit Raumschifftechnik empfing uns das neue Studio. Die Uhr tickte: Zwanzig Minuten Orchestermusik warteten auf das Ensemble. Und ohne zuviel zu verraten, kann ich sagen: Es war (natürlich!) großartig. Zur Feier des Tages ließen wir es in der RBB-Kantine so richtig krachen und tafelten wie der alte Lucullus an seinem Hochzeitstag (Übertreibung möglich/Anm.d.Red.). Zurück in Tegel legte ich mich noch unters Messer, um mir von der Flughafencoiffeuse die wilde Haarpracht auf ein für die nun achtzigjährigen Augen meiner Großmutter erträgliches Maß zurückstutzen zu lassen. Nachdem ich im Anschluss wie Caravaggios Narciss vor den Flughafenspiegeln herumgetänzelt war, bringt uns TomatensaftundBrezel-Airlines zurück nach Monachium. Leichter Regen. Leichtes Gepäck. Tiefer Schlaf. Endlich.


Nachtlied und Taggesang. Musikaufnahmen.



A long expected party: In der dörflichen Idylle von Eichenau fanden sich die Musiker ein, um in den Dorian Gray Studios den "bandigen" Teil der Filmmusik einzuspielen. Darunter auch bekannte Gesichter aus the old drifting days, was zumindest bei mir eine gewisse Schwelgerei auslöste. Der Madeleine-Effekt des Tonstudios tat sein übriges, und so konnte ich mich genußvoll zu den Klängen der Band zurücklehnen, während vor meinem geistigen Auge die musikalische Vergangenheit aus den Tiefen einer Flasche Kizuli-Limonade emporstieg. Gesundheitlich war die Session sicherlich ein Rückschritt, da eine nächtliche Palak Paneer-Orgie nicht wirklich vorgesehen war. Spät, sehr spät verließen wir das Studio, im Gepäck eine Festplatte voller Musik und das groovige Piano-Thema in den Beinen, als wir im Morgengrauen über verlassene Straßen der Münchner Heimat entgegenbrausten...